Zu Besuch beim Glasbläser
im Kulturpark Glashüttte Buhlbach
Er ist ein Schatzkästchen geworden, der Kulturpark Glashütte im höchsten Ortsteil Baiersbronns, in Obertal.
Dort, wo sich das romantische Rechtmurgtal ein wenig weitet, hat ein rühriger Förderverein mit Unterstützung von Europäischer Union, Land Baden-Württemberg und Gemeinde eine Zeitreise in eine Welt aus Holz und Glas begonnen. Der Spaziergang in die Vergangenheit ist weit mehr als eine Attraktion für Gäste, sondern arbeitet ein wichtiges Stück Ortsgeschichte auf und hält sie lebendig. Er erinnert an die Zeit der Glasbläser und ihr Leben im Schwarzwald.
Versuchen wir doch, uns gut 250 Jahre zurückzuversetzen, als die Herzöge in Stuttgart und Ludwigsburg den Schwarzwald als Geldquelle entdeckten. Erst wurden die großen Tannen geschlagen und nach Holland geflösst, dann verheizten die Glashütten Bäume, Wurzeln und Äste, um in ihren Schmelzöfen Temperaturen um die 1400 Grad zu erreichen. Holz war wichtigster Energieträger. Der Schwarzwald wurde wegen seines Holzreichtums zum Zentrum der aufblühenden Industrie, so wie ein gutes Jahrhundert später das Ruhrgebiet.
Im abgelegenen Buhlbachtal herrschte reges Leben. Die Glasbläser kamen auch aus Böhmen und Oberitalien, die Siedlung der Glashütte zählte an die 40 Gebäude, rund 200 Menschen fanden dort Arbeit und Brot. Es waren ja nicht nur die Glasbläser, sondern um sie herum entstand ein Geflecht aus Holzmachern und Schürern, aus Mengern und Motzern, aus Formenmachern, Flaschenträgern und Scherbenwäschern, aus Straßenbauern, Fuhrleuten und Transporteuren. Denn die pfiffigen Schwarzwälder hatten eine tolle Erfindung gemacht. Die stabile, schwere Flasche, die dem Druck der Flaschengärung von Champagner und Sekt widerstand, den „Buhlbacher Schlegel“. Er wurde zur Basis des Erfolgs der „Glasfabrique für Champagnerflaschen“ der Familien Böhringer. Bis zu zwei Millionen Schlegel pro Jahr, dazu Glasbehältnisse aller Art, wurden im Schichtbetrieb mit dem Mund geblasen. Die Buhlbacher Schlegel kannte jede Sektkellerei und jeder Champagner-Gourmet in Europa. Der Vertrieb der Flasche aus dem versteckten Buhlbachtal in alle Welt ebnete auch die Wege für Fuhrleute und Transportunternehmen, von denen es heute noch bemerkenswert viele in Baiersbronn gibt. Die Böhringerschen Fabriken wurden zur Keimzelle einer Reihe von Glashütten im Süden Deutschlands. Sie entstanden meist dort, wo es Rohstoffe gab, vor allem Holz, also nahe der Wälder. Und das sollte zu ihrem Schicksal werden. Mit der Steinkohle und mit der Eisenbahn, die das „schwarze Gold“ auch in den Schwarzwald brachte, wurde das Holz aus den schwer geschundenen Wäldern überflüssig. Die Glashütten wehrten sich dagegen, setzten Holzvergaser ein, nach Kohle wurde gebohrt, doch die Zukunft der Zunft lag an den Schienensträngen und nicht in abgeschiedenen Wäldern. Anfang des 20. Jahrhunderts mussten viele Glashütten schließen, die hoch angesehenen Glasbläser wanderten weiter. Heute besteht aus dem Böhringerschen Imperium nur noch eine Hütte im benachbarten Achern.
In Buhlbach zurück blieben aber Hütten, Gebäude und Einrichtungsteile der einst größten Glashütte im Schwarzwald. Sie ist heute die einzige traditionelle Glashütten-Anlage im Südwesten. Die Gebäude dienten viele Jahre als Notquartiere und Abstellschuppen, ein Teil wurde abgerissen.