Wandern auf grünen Wiesen
Ganz gleich, von wo man in Baiersbronn oder seinen Teilorten mit einer Wanderung beginnt, schon bald führt der Wanderweg über bunte Blumenwiesen sanft steigend in den nahen Wald hinein. Eine angenehme Kühle empfängt hier den Wanderer an heißen Sommertagen und das Konzert von Buchfink, Tannenmeise, Rotkehlchen und Kleiber zeigt, dass sich auch die Vögel im Wald mit alten Tannen, Fichten und Buchen wohlfühlen. Kräftig klingt das Hämmern des Schwarzspechts herüber, nur übertönt vom heftigen Krächzen des aufgeschreckten Tannenhähers.
Die Wälder atmen Schwarzwald aus: Ruhe, Urwüchsigkeit, Kraft und Zuverlässigkeit. Vielleicht auch ein wenig Einsamkeit, wenn der stille Pfad zu einem der Karseen hinauf führt. Und dann die Überraschung, mitten im Wald gelegen: ein See, in dessen dunklem Moorwasser sich die Sonne spiegelt. Er verdankt seine Entstehung der letzten Eiszeit. Hier hat einst ein Gletscher sich ein großes Bett geschaffen, Felsen abgehobelt, Seiten- und Endmoränen abgelagert und schließlich nach der Eiszeit eine steile Karwand mit dem Karboden hinterlassen. Welch eine Idylle. Ob Buhlbachsee, Sankenbachsee, Ellbachsee, Huzenbacher See oder Wildsee. Hier kann man die Seele baumeln lassen: Augen zu und träumen!
Natur und Mensch in Einklang
Libellen und Schmetterlinge tanzen am Ufer im Sonnenschein, im flachen Wasser genießen Kaulquappen von Erdkröte und Grasfrosch die wärmende Sonne. Auch wenn der Wanderer ganz allein am Seeufer stehen sollte, ist er nicht allein. Im Wald um ihn sind Rehe, Hirsche, Füchse, Marder, Mäuse, Gartenschläfer, Raufußkäuze, Sperlingskäuze, Fledermäuse... Sie alle beobachten den Wanderer. Nicht misstrauisch und argwöhnisch als Eindringling. Sie alle kennen ihn, den stillen Naturliebhaber, der vom Weg aus ihren Wald, ihren See genießt und ihren Lebensraum respektiert. So kann Natur und Mensch im Einklang sein. Jetzt wird es steil. Durch die Karwand führt der Weg den schattigen Wald hinauf, vorbei an Felsbändern und alten, mit Pilzen besetzten Baumstämmen, durch meterhohen Farn über Wurzeln und Felsen. Die Luft riecht würzig, modrig und bei der nächsten Wegkehre im Sonnenlicht nach dem kräftigen Duft der Waldkiefer.
Oben angelangt lichtet sich bald der Wald und dem Wanderer bietet sich die nächste Überraschung: waldfreie Bergheiden, die Grinden. Pfeifengras, Rasenbinse, Heidekraut, Heidelbeere und Latschenkiefer geben dem Wanderer den Eindruck, in Schottland oder Norwegen unterwegs zu sein. Diese urtümliche, moorartige Heide- landschaft ist durch Beweidung über Jahrhunderte entstanden und muss auch heute noch beweidet werden, damit sie nicht vom Wald zurückerobert wird. Hier sind Kreuzotter, Alpine Gebirgsschrecke und Zitronengirlitz zu Hause. Und psst, vielleicht hat man Glück, zwischen Heidelbeeren und Latschen einen großen, schwarzen Hühnervogel zu sehen, den Auerhahn, das beeindruckendste Tier der Grinden.